Die größte Problematik bei der subjektiven Beurteilung von Lautsprechern (bzw. kompletten Wiedergabeketten) ist die, dass man in der Regel nicht weiß, wie eine bestimmte Musikkonserve wiedergegeben werden muss, da bereits die Musikkonserve fehlerbehaftet sein kann. Das ist nicht nur eine Frage von AAD oder DDD (bei CD's) sondern ein prinzipielles Problem. Denn bevor ein Laser eine CD abtastet sind schon eine ganze Menge Frequenzgangbeeinflussungen passiert:
Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, dass dies eine Unmenge von Variablen sind, die sich dem Zugriff des Endkonsumenten entziehen.
Eine anerkannt völlig verbogen aufgenommen Platte ist z.B. Tina Turner's 'Private Dancer', was um so schwerer wiegt, als die Musik eine bessere Aufnahmequalität verdient hätte.
Abhilfe kann hier nur geschaffen werden, wenn man eine als technisch gut aufgenommen anerkannte Konserve über eine Vielzahl von anerkannt guten Wiedergabeanlagen gehört hat, und damit die Soll-Wiedergabe einer Konserve kennt.
Da man dies in der Regel nicht selber durchführen kann muss man sich auf Fachleute verlassen. Ein schon recht gutes Beispiel für eine Ansammlung von technisch hochwertigen Aufnahmen mit Hinweisen zur Wiedergabecharakteristik sind z.B. die STEREO-Hörtest-CDs.
Umfangreichere und detailliertere Hilfestellungen zu dieser Problematik finden sich im Buch von Dipl. Ing. Reinhard Fink / Mehr hören: 70 CDs im Akustik-Test, das von VISATON vertrieben wird.
Auch ich habe in meinen Musiktipps versucht, teilweise solche Hilfestellungen zu geben.
Ich verwende zur Zeit z.B. folgende Musikstücke zur Beurteilung der Wiedergabequalität:
Nr | Gruppe | Titel | CD | Jahr | Worauf achten |
1 | Bobby McFerrin | Blackbird | The Voice | 1984 | Glaubwürdige Stimme bzw. Geräusche (z.B. Luftholen, Klatschen) |
2 | Jefferey Smith | Eleanor Rigby | A Little Sweeter | 1997 | Sehr (charakter-) volle Stimme, Klavier dumpf im Hintergrund |
3 | The King's Singers | Back In The U.S.S.R. | The Beatles Collection | 1986 | Vokalbass nicht zu dominant, einzelne Einwürfe leicht zu orten |
4 | Vocaleros | Superstition | Vocaleros | 1997 | Da muss die Post abgehen, jeder einzelne Einwurf muss einfach zu orten sein |
5 | Brent Lewis | Mumbo Jumbo | Pulse . . . Where The Rhythm Begins | 1995 | Sehr breite räumliche Staffelung, einfach zu orten |
6 | Talking Horns | Johann, der Tango kommt | Fisch im Wasser | * | Nur mit 2 Mikros aufgenommen |
7 | The Oscar Peterson Trio | You Look Good To Me | We Get Requests | 1965 | Satter walking Bass |
8 | Oscar Peterson | Dream Of You | Reunion Blues | 1972 | Bass ganz außen links, Schlagzeug dezent, Vibraphon SEHR breit (einzelne Töne müssen nachverfolgbar sein, auch in der Mitte), dumpfes Klavier darf nicht zugematscht sein |
9 | Melissa Walker | I'm A Fool To Want You | May I Feel | 1997 | Sehr räumlich ohne allzu viel "Pseudo"-Hall |
10 | Jennifer Warnes | Somewhere, Somebody | The Hunter | 1992 | Sehr breiter Pseudoraum, beide Sänger mittig (achten sie auf deren räumliches Wechselspiel) |
11 | Keb' Mo' | Just Like You | Just Like You | 1996 | Sehr erdig, die (Mit-)sänger müssen auseinandergehealten werden |
12 | Holly Cole | Jersey Girl | Temptation | 1995 | Sehr dicker Bass, alle Instrumente sehr dezent, Stimme voll, eher geknurrt |
13 | Mighty Sam McClain | Too Proud | Give It Up For Love | 1993 | Sehr spitzes Schlagzeug, auch bei lauten Passagen nicht nervig (Sänger bleibt unbeirrt) |
14 | Marla Glen | Personal | This Is Marla Glen | 1993 | Kehlige, dunkle Stimme, fetzige Trompeten, macht Lust auf mehr |
15 | Hugh Massekela | Stimela | Hope | * | Fortestellen müssen mit Druck kommen, realistische Stimme |
16 | Yello | Tied Up | Flag | 1988 | Das beste Stück der Schweizer Soundtüftler. Da muss die Post abgehen |